Job oder Master: Karrierestart mit "Master-Plan"
Job oder Master? So lautet inzwischen für viele Absolventen die entscheidende Frage. Bachelor-Absolventen müssen sich nach sechs Semestern entscheiden: Master draufsatteln oder Bewerbungen schreiben?
Dabei handelt es sich nicht um ein endgültiges „Entweder-oder“, schließlich besteht die Möglichkeit, nach ein paar Jahren Berufserfahrung an die Hochschule zurückzukehren. Beide Wege zum Master haben Vor- und Nachteile. Wer „durchstudiert“ stößt früher in akademische Höhen vor, wer den Umweg über das Arbeitsleben macht, kann seine Fähigkeiten in der Praxis erproben und testen, ob die gewählte Fachrichtung tatsächlich die richtige ist. Die Spezialisierung auf einen anderen Schwerpunkt ist mit dem Master immer noch möglich.
Direkt zum Master
Beate Koch hat sich für den direkten Weg entschieden. Im Herbst beginnt die 23-Jährige mit dem Master-Studiengang „Laser- und Optotechnologien“ an der FH Jena: „Da meine Noten gut genug sind und ich später mehr erreichen möchte, war für mich klar, dass ich den Master mache.“ Neben den besseren Karrierechancen war für sie wichtig, wirklich tief in ihr Fachgebiet einzutauchen – und das geschieht meist erst im weiterführenden Studium. So kommt es auch, dass Bachelor-Absolventen einige Jobs gar nicht offen stehen. Wer wissenschaftlich arbeiten oder sich spezialisieren möchte, kommt am Master nicht vorbei. Leitende Positionen, für die bislang ein Diplom erforderlich war, sind ohne Master eher selten zu erreichen.
Master & Familienplanung
Für Anne Schwenkenbecher kommt es ebenfalls nicht infrage, sich nach dem Bachelor einen Job zu suchen, um später weiterzustudieren. Doch für sie sind andere Kriterien ausschlaggebend: „Wenn ich erst einmal eine Stelle habe und Geld verdiene, will ich das so schnell nicht wieder aufgeben. Und wenn man eine Weile aus dem Uni-Lernen heraus ist, fällt es bestimmt schwer, wieder hinein zu finden.“ Gerade für Frauen spielt noch ein anderer Aspekt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung zwischen Job und Master: die Familienplanung. „In dieser Zeit kann so viel dazwischen kommen, ich möchte irgendwann auch Kinder haben“, sagt Anne Schwenkenbecher. Wer neben der Familie Karriere machen will, muss sich also ranhalten. So wie Anne und Beate, die, wenn alles glatt läuft, mit Mitte zwanzig ihren Master in der Tasche haben werden. Selbst, wenn sie zwischendurch ins Ausland gehen, um auch international konkurrenzfähig zu sein, sind sie beim Jobstart jünger als viele ihrer Konkurrenten.
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Direkt in den Job
Noch früher Berufserfahrung sammeln kann natürlich, wer direkt nach dem Bachelor einsteigt. Schließlich ist dieser als erster berufsqualifizierender Abschluss konzipiert, um Absolventen möglichst früh auf den Arbeitsmarkt zu bringen. So weit die Theorie. Die Praxis sah – bislang – oft anders aus. Diese Erfahrung musste auch Junior-Beraterin Stefanie Küchler machen: „Bei einigen Unternehmen gab es Vorbehalte. Die wollten nur Bewerber mit Diplom oder Master." Dann probierte sie es bei einem internationalen Konzern, dessen Personalchef schon Erfahrung mit gestuften Abschlüssen sammeln konnte, und wurde eingestellt.
Trainee-Programme oder Junior-Berater
Während kleine und mittelständische Unternehmen dem BA-Abschluss teilweise noch skeptisch gegenüberstehen, bieten einige der Großen auf Bachelor-Absolventen zugeschnittene Trainee-Programme an. Zwar steigen sie meist nicht auf der gleichen Ebene ein wie Diplom- und Master-Kollegen, doch ihre Karrierechancen können sich sehen lassen. Für die Arbeitgeber hat diese Art der Personalentwicklung auch Vorteile: Teile der Ausbildung verlagern sich von der Hochschule ins Unternehmen, sodass der Nachwuchs „maßgeschneidert“ qualifiziert werden kann. Einige Unternehmensberatungen beispielsweise stellen Bachelor-Absolventen für zwei Jahre als Junior-Berater ein. In dieser Zeit arbeiten sie als vollwertige Team-Mitglieder in Kundenprojekten mit – Betreuung und Mentor inklusive. Wer sich hier gut macht und im Unternehmen bleiben will, muss dann aber wieder zurück an die Universität: den Master draufsatteln. Einige Arbeitgeber geben eine Jobgarantie für den Wiedereinstieg, andere finanzieren die Weiterbildung ganz oder teilweise.
Master berufsbegleitend
Das ist nur ein Beispiel, wie man Berufspraxis und Master-Studium miteinander verbinden kann. Wer nicht das Glück hat, dass sein Arbeitgeber ihn für die Studienzeit freistellt, kann auch berufsbegleitend studieren. Immer mehr Studiengänge werden inzwischen in der Teilzeit-Variante angeboten. Gutes Zeitmanagement ist gefragt: Denn Teilzeitstudenten lernen hauptsächlich abends und am Wochenende und müssen sich nicht so oft an der Hochschule blicken lassen wie Vollzeit-Studierende. Wer einen Fernstudiengang belegt muss oft nur zu Prüfungen auf den Campus. Das hat mit klassischem Studentenleben zwar nichts mehr gemein, kann aber eine zeitlich wie finanziell gut realisierbare Art der Weiterqualifizierung sein.
Über die Autorin
Annette Kamps ist Redakteurin beim „Einstieg Abi Magazin“ und Expertin für Masterthemen. Sie hat Philosophie, Anglistik und Germanistik an der Universität Köln studiert.